Read about: Project: Portrait / Voice
2015 - 2016

PROJECT on the site of the former psychiatric hospital Santa Maria della Piétà in Monte Mario, Rome, Italy

The museum "Laboratorio della Mente" opened in 2000, one year after its closure as a Psychiatric Hospital, founded in 1914. The museum is immersed in a beautiful park, which is now open to the public. The many pavilions of the complex are partly still working as public health hospitals and partly as health care rehabilitation centers. The Pavilion which hosts the Museum was founded to explore the history of the site. Carol Pilars de Pilar was invited by the director of the museum, Pompeo Martelli to spent two months onsite.
The work was done in a special temporary atelier where Pilars de Pilar painted large dimension portraits of health care workers, patients and other people connected to the place and interviewed them about their perception of the site today. At the end of this project the artist showed her paintings and excerpts of audio recordings were played that she did during the sessions with her subjects.
The artist was filmed during the painting sessions by Marco Bonfante and Sabrina Schiavone who have created a documentary film of the entire project.


2014
Project: Portraits and their Voices
Around 2004 I started to paint life-sized portraits on paper. My models were usually friends and artists. Over time the circle expanded: People who live in Germany; of varying ages and nationalities. I do the paintings in the homes of my subjects without any preliminary sketches but paint directly with watercolors on paper. At a second date I make a biographical audio recording and edit the audio to a "whole" biography. Finally I make an audio collage of excerpts of the biographies. At an exhibition the voices can be heard and the portraits can be seen.

German
Projekt: Portraits und ihre Stimmen
Um 2004 habe ich angefangen, Portraits in Lebensgröße auf Papier zu malen. Meist waren meine Modelle Freunde und Künstler. Im Laufe der Zeit erweiterte sich der Kreis: Es sind Menschen, die in Deutschland leben, sie sind unterschiedlichen Alters und auch unterschiedlicher nationaler Herkunft. Die Bilder entstehen in den Wohnräumen der Menschen. Ich mache keine Vorzeichnungen, sondern male mit Aquarellfarbe direkt auf Papier. In einem zweiten Treffen mache ich eine biografische Audioaufnahme und schneide das Gesprochene zu einer „ganzen“ Biografie. Ausschnitte der Biografien werden collagiert und so zu einer "Stimmen" Komposition. In einer Ausstellung kann man die Portraits sehen und die Stimmen hören.


Text
©Julia Gerber2012
Carol Pilars de Pilar bettet ihre, in bestechender Klarheit und Prägnanz gemalten, großformatigen, zu Gruppen zusammengestellten Aquarelle in Audioaufnahmen ein. In ihrem Zusammenspiel ergreifen sie den Raum und den Betrachter. Wir sehen Menschen und hören Stimmen, gleichzeitig vertraut und fremd. In ihnen, in ihrer künstlerischen Gestaltung, tritt eine jenseits aller Typisierung liegende Verdichtung zu Tage, die dem Betrachter in der Konfrontation mit dem Werk eine Auseinandersetzung eröffnet, die nach den Möglichkeiten und Grenzen der Erkenntnis des Eigenen und des Gegenübers fragt. Was wir sehen sind Porträts. Was wir hören sind Gesprächsfetzen. Die Porträtierten erzählen von ihrem Leben. Aquarell und Aufnahme sind komponiert und geschlossen. Und doch reißen sie in ihrer Verdichtung Leerstellen der Bedeutung auf. Sie erweitern den scheinbar gebannten Moment in die Vergangenheit und füllen eine erahnte innere Tiefe schlaglichtartig. Der Mensch erscheint nahe, offen und zugleich als eigenständiges Selbst. Er wirkt auf uns gegenwärtig und doch abwesend, subjektiv erfasst und für sich stehend, und wir tragen unsere Gedanken, Assoziationen und Erwartungen an ihn heran. Und doch bleibt er ein nicht zu enträtselndes Anderes. Ihr Inneres geben diese Porträts nicht preis. Wir erahnen es und versuchen es zu erkunden. Wir lauschen den Erinnerungen. In der fragmentarischen Zusammenstellung dieser auditiven Biografien fallen Kunst und Leben in eins. Verweisen sie doch in der Bannung der Vergänglichkeit auf diese selbst. Erinnerungen sind Konstrukte, sind Fragmente. Wahr und zugleich fiktiv stiften sie Zusammenhalt, erschaffen, dem künstlerischen Akt verwandt, Ich und Anderes in einem. Greifbar und ungreifbar manifestiert sich in Carol Pilars de Pilars Werk mehr als man sieht, mehr als man hört. Dies gilt für die Porträtierten und den Betrachter. Im Versuch der sehenden und hörenden Vergewisserung wird ihre Arbeit zum Spiegel. Die Auseinandersetzung mit dem Werk als Gegenüber wird zur Auseinandersetzung mit uns selbst.



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